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Der Kartenverlag Homann Erben

Im Mittelpunkt steht im Dezember bei Antiqua kein Kartograph sondern ein bedeutender kartographischer Verlag: Homann Erben. Im Jahre 1750 wurde dort der „Atlas Silesiae“ herausgegeben, ein Schlesienatlas mit detailreichen großen Kupferstichkarten, die wir Ihnen in diesem Monat anbieten möchten.

Ursprung des Verlags ist die Offizin von Johann Baptist Homann (1664-1724), des berühmten deutschen Kartographen, Verleger und Kupferstechers. Sie wurde 1702 gegründet.

Nach dem Tode von J.B. Homann ging der Verlag 1724 an dessen Sohn Johann Christoph Homann über. Dieser verlegte zunächst weiter die Karten seines Vaters, begann aber bald, unter eigenem Namen Stadtpläne, Umgebungs- und Territorialkarten zu veröffentlichen. Die Karten des Homann-Sohns glichen zwar noch sehr jenen des Vaters, jedoch war das Bemühen um verstärkte Wissenschaftlichkeit erkennbar.

Im Jahre 1730 starb J.C. Homann 27-jährig, und der Verlag ging an dessen Schwager Johann Georg Ebersberger sowie an Homanns Studienfreund Johann Michael Franz über. Sie führten die Kartendruckerei unter dem Namen „Homännische Erben / Homanni Heredes“ weiter.

Während Ebersberger die technische Leitung inne hatte, suchte Franz namhafte Mitarbeiter heranzuziehen um die Karten und Atlanten zu verbessern. So kam es zur Zusammenarbeit mit Johann Matthias Hase, Georg Moritz Lowitz, Tobias Mayer und Johann Gabriel Doppelmayr, der seinen berühmten » Atlas Coelestis mit prächtigen Himmelskarten bei Homann Erben veröffentlichte.

Im Jahre 1760 umfasste das Verlagsprogramm mehr als 550 gestochene Karten, deren Großteil Arbeiten von J.B. und J.C. Homann waren. J.H. Hase und T. Mayer sorgten jedoch auch für eine große Erweiterung und Verbesserung des Kartenspektrums.

Hase versah die von Homann Erben herausgegeben Karten mit Gradnetzen, 1736 beginnend mit den von uns angebotenen Karten der schlesischen Fürstentümer von Johann Wolfgang Wieland und Matthäus von Schubarth.

Ab 1746 wurden neue deutsche Territorialkarten veröffentlicht aber auch Wandkarten, geographische Bücher und Reisebeschreibungen sowie kleine Erd- und Himmelsgloben.

Johann Michael Franz trat 1755 zurück und übertrug seine Anteile am Verlag an seinen jüngeren Bruder Jacob Heinrich Franz.
Ebersberger starb 1760, sein Tochter erbte die Anteile, heiratete den Buchhändler Georg Peter Monath der von nun an den Verlag mit J.H. Franz führte.

Zum alten Verlagsprogramm kamen neue Regionalkarten hinzu, so von Böhmen, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden. Trotzdem gelang es nicht, die einstige dominierende Stellung zu wahren. Neue Kartenverlage waren entstanden, die mit wachsendem Erfolg publizierten, etwa in Berlin, Gotha, Weimar und Wien.

Im Jahre 1804 übernahm Christoph Franz Fembo den Verlag, führte ihn ab 1813 aber unter dem Namen „Privilegierte Kunst- und Landkarten-Handlung Christoph Fembo (vormals Homann Erben)“. Fembo besorgte zwar die Neuauflagen einiger übernommener Atlanten, jedoch wandelte sich der Verlag mehr und mehr zur Landkartenhandlung.

1852 wurde das Unternehmen schließlich aufgegeben. Eine der bedeutendsten europäischen Landkartenverlage hatte nach 150 Jahren aufgehört zu existieren.

Die Entstehung des „Atlas Silesiae“

Während der Regierungszeit Karls VI. (1711-1740) wurde in Schlesien mit den Arbeiten zur Vermessung der Habsburgischen Erblande begonnen. Damit beauftragt wurde der Ingenieurleutnant Johann Wolfgang Wieland (gest. 1736), der 1732 die Aufnahmen beendete. Eine erste Revision erfolgte noch durch Wieland.

Im Jahre 1735 beauftragten die Schlesischen Stände die Homännischen Erben in Nürnberg mit der Veröffentlichung der Karten. Es sollte ein Atlas mit Karten der Fürstentümer und mit zwei Generalkarten erscheinen.

1736 wurde eine erneute Revision der von Wieland gezeichneten Kartenblätter vom kaiserlichen Ingenieurleutnant Matthäus von Schubarth (gest. 1758) durchgeführt. Bereits im gleichen Jahr konnten die Kupferplatten (Fürstentümer Breslau, Brieg , Sagan) mit den Probeabzügen fertiggestellt werden.

1740 mußte Schubarth die Revisionsarbeiten einstellen. Erst nachdem König Friedrich II von Preußen (1740-1786) seinen anfänglichen Widerstand gegen den Abschluß des Unternehmens aufgegeben hatte, konnte das gesamte Werk, teilweise nicht revidiert, 1750 erscheinen. - Der Atlas umfaßt eine Übersichtskarte von Schlesien, je eine von Nieder- und Oberschlesien, eine Karte der Diözese Breslau und 16 Fürstentümer. Obgleich die Fürstentumskarten das Erscheinungsjahr 1736, Oels und Glogau 1739, aufweisen, sind sie als Teil des Atlasses erst 1750 erschienen.

Der Atlas war für lange Zeit die einzige Veröffentlichung einer staatlichen Landesaufnahme für Schlesien.

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